DAS
17. JAHRHUNDERT
1. Die
Zeit zu Ende des 16. Jahrhunderts und zu Beginn des 17. Jahrhunderts
Die Jahrzehnte von der Mitte des 16.
Jahrhunderts bis 1620 waren im Vergleich zu den an kriegerischen Ereignissen
reichen Zeiten vorher und nachher in der Grafschaft Saarbrücken relativ
friedlich. Wirtschaftlich erlebte das Land durch den aufkommenden
Merkantilismus und kulturell, z.B. durch die Forderung des Schul- und
Kirchenwesens, einen Aufschwung. Graf Ludwig war auf das Wohl der Menschen
bedacht, denen er aber nicht zuviel zugestand. So wandte er sich als strenger
Lutheraner gegen die Verschwendung, die damals angeblich besonders bei
Familienfeiern (Verlobung, Hochzeit, Kindtaufe, Beerdigung) anzutreffen war,
denn der Wohlstand scheint damals hierzulande wie im übrigen Deutschland groß
gewesen zu sein und zu allerlei Üppigkeit verführt zu haben.58
Aber auch für diese Zeit gibt es nur wenige
Urkunden für Gersweiler. 1588 wurde bestimmt, daß für einen Wagen Holz, den die
Ottenhausener oder Gersweiler (auch die Arnualer, Malstatter, Burbacher,
Dudweiler und Scheidter) in die Städte Saarbrücken und St. Johann lieferten,
nicht mehr als 8 Albus oder 20 Kreuzer bei Strafe und Verlust des Holzes für
Holz und Fuhrlohn gefordert werden durften. Am 6. Juli 1598 ist beurkundet, daß
etliche Vagabunden die Bauern zu Gersweiler beraubten. Sie wurden gefangen und
in den Stiefel (Wirtshaus in der Nähe des Gefängnisses) nach Saarbrücken zur
Haft gebracht, wo Saarbrücker Bürger sie bewachen mußten (Stadtprotokolle).
Nicht genau zu datieren ist auch, wann das Dorf Aschbach vernichtet wurde. Im
Jahr 1612 soll es ein Raub der Flammen geworden sein. Nur die Kirche verbrannte
nicht, weil sie aus Stein gebaut war.59
1617 wurde zwischen Gersweiler und
Ottenhausen eine neue evangelische Kirche gebaut, da die alte Aschbacher
Kirche, wohl auch durch den vorherigen Brand, mitgenommen und baufällig
geworden war. Über die neu erbaute Kirche sagte der Saarbrücker Amtmann
Christian Lex 1756: Die Kirche aber, welche eine Filiale von Mohlstatt ist und
worin alle Sonntage Gottesdienst gehalten wird, steht auf dem Feld zwischen
Gerschweiler und Ottenhausen. Sie gehört den Lutheranen allein. Die hiesige
Kirche und den darauf befindlichen hölzernen Turm hat bisher das Stift gebaut
und erhalten, die gnädigste Herrschaft aber hat die gegenwärtige Glocke
geschenkt; die Kirchhof-Mauer und das Schulhaus hingegen baut und erhält die
Gemeinde.60
1623 wurde die alte Aschbachkirche zu einem
Pestlazarett umgebaut. Graf Ludwig schenkte sie am 6. Oktober 1623 den Städten
St. Johann und Saarbrücken, sie blieb bis 1666 in deren Eigentum. Die an der
Pest Gestorbenen wurden um das Lazarett herum beerdigt. Sehr viele Skelettreste
wurden anläßlich der Ausgrabungen des Heimatkundlichen Vereins
Gersweiler-Ottenhausen e.V. gefunden, dem es auch mit viel Engagement gelang,
die Ruine dieses sehr alten Bauwerks vor dem Verfall zu bewahren und der
Nachwelt zu sichern. 1605 wandte sich die Gemeinde gegen die neue
herrschaftliche Waldordnung (Bittschrift). Sie wollte lieber bei ihrem alten
Herbringen und ihren alten Waldgerechtigkeiten verbleiben.61
Die Waldordnung wurde 1619 erneuert,
gleichzeitig erließ Graf Ludwig aber eine Spezialordnung für den Stiftswald in
St. Arnual, Gersweiler und Brebach. Die Gersweiler blieben vom Stockgeld
befreit. Außerdem wurde ihnen, wie von alters her, erlaubt, alles unfruchtbare,
tote Holz und das, was nicht zu Bauholz taugte, für ihren eigenen Bedarf
(Notdurft) zu gebrauchen; dann mußten sie eine gebührende Waldbuße zahlen. Dem
Oberförster wurde anstatt des Stiftsschaffners die Inspektion über die hiesigen
Wälder übertragen. Die Gersweiler mußten sich wegen Bauholz an ihn wenden, der
es durch den Unterförster anweisen ließ.62